Entlang der Westküste Mallorcas

Die Westküste Mallorcas wird bestimmt durch den ca. 20 km breiten Gebirgszug Serra de Tramuntana mit Gipfeln von bis zu 1400 m Höhe, so dass es hier kaum Sandstrände gibt. Diese gibt es allerdings in großer Zahl im Südwesten der Insel, wo unsere Reise beginnt.

Ich muss gestehen, dass ich jahre- und jahrzentelang zu den Mallorca-Hassern gehört habe. Zwar haben mir mehrere seriöse Leute glaubhaft versichert, dass Mallorca eine ganz tolle Sache sei, aber die unseriösen Leute, die ich kannte und das Ballermann-Image wirkten abschreckend genug. Da ich nun mit Badeurlaub nichts am Hut habe, war ich mir sicher, dass es einen Ort der Welt gibt, der mich nicht zu sehen kriegt, und das ist Mallorca.

Das Schicksal hat mich dann doch hierher verschlagen - und ich war recht angetan. Wenn man einen wunderbaren mittelmeerischen Sonnenuntergang erlebt und sich nicht stört, dass in der Kneipe links neben einem Eisbein mit Sauerkraut serviert wird und rechts Schwarzwälder Kirschtorte, dann ist man hier genau richtig. Wem das dann doch zu arg ist, der kann sich dem auch einfach entziehen. Es ist sogar allen Ernstes möglich, sich 2 Wochen lang die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Insel anzusehen: unter anderem haben sich hier Miro, Picasso, Barcelo und Gaudi verewigt.

Mallorca - es kommt drauf an, was man draus macht.

Startpunkt unserer Reise im Südwesten der Insel ist Santa Ponca. Hier nahm auch die christliche Rückeroberung der Spanier gegen die Araber, denen Mallorca 3 Jahrhunderte gehörte, ihren Anfang. Das Gedenkkreuz erinnert an diese Tat.

Es gibt noch mehrere touristische Orte mit schönen Sandstränden, die bis Sant Elm reichen, das mit der vorgelagerten Insel Dragonera, einem Natur- und Vogelschutzgebiet, aufwarten kann.

Dann ist jedoch Schluss mit lustig: Die schroffe Küstenwelt beginnt.

Immer interessant sind die Aussichtspunkte (Miradores). Ein rostiger Gaul in Estellencs ist aber auch nicht zu verachten.

Neben den Orangen- und Mandelbaumkulturen brachten die Araber auch die bewässerten Obst- und Gemüseterrassen nach Mallorca. Bis heute – ein Jahrtausend später – kann man diese in Banyalbufar bestaunen.

Der Weg zur Einsiedelei ist schlecht ausgeschildert und so fährt man gerne daran vorbei. Von Valldemossa kommend auf dem Weg nach Miramar geht es in einer Rechtskurve um einen Berg herum, links gegenüber steht ein großes Gasthaus. Genau diesen Berg geht es auf einem schmalen Weg hoch. Wer gläubig ist, sollte beten, dass ihm kein Auto entgegen kommt bzw. werktags hierher kommen.

1276 hatte der Universalgelehrte Ramon Llull die Klosterschule Miramar eingerichtet. Hier wurden angehende Missionare für die arabische Welt ausgebildet. Der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator kaufte das verfallene Gelände Ende des 19. Jahrhunderts und richtete es wieder her.

In Blickweite von Miramar ist auch das Herrenhaus des Erzherzogs, San Marroig. Hier schrieb er ein preisgekröntes fünfbändiges Werk über die Balearen, das bis heute das umfassendste Werk über die Inseln ist.

Deia verdankt seinen Ruf als "Künstlerdorf" dem Schriftsteller Robert Graves, der mit kurzen Unterbrechungen von 1932 bis 1985 hier lebte. Zahlreiche internationale Künstler haben ihn in diesen Jahren in seinem Wohnhaus, das heute ein Museum ist, besucht. Man kann sich hier über Graves' Leben und seine Zeit informieren.

Port de Soller ist der einzige größere Ort an der Westküste und liegt an einer fast kreisrunden Bucht unter beschützenden Felsen.

Im Inselinneren gibt es anspruchsvolle Strecken, vor allem hoch zum Klosterberg Randa oder zum Santuari de Sant Salvador, aber die Serra de Tramuntana ist ein Paradies für Fahrradfahrer und so sieht man vor allem im Frühjahr einzelne Radfahrer oder solche in Gruppen in Aktion. Vor allem ist die Strecke von ganz hoch oben runter nach Sa Calobra interessant, auch für Autofahrer, die Serpentinen lieben (ich gehöre allerdings nicht dazu).

Der Weg ist das Ziel, aber das Ziel ist auch nicht schlecht. Nicht zu Unrecht gehört die Bucht mit der Mündung des Torrent de Pareis zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Mallorcas. Ob mit Schiff, auf zwei oder vier Rädern oder zwei Füßen, für die meisten gehört Sa Calobra zum Pflichtprogramm.

Vom Mirador de la Nao aus kommen wir schließlich zum Cap Formentor, wo der Leuchtturm den nördlichsten Punkt der Insel kennzeichnet und sind hiermit am Ende unserer Reise angelangt.