Götter, Gräber und Gelehrte: Iran antik

"Mit großer Überzeugung urteilen wir, dass Teheran im Herbst 2003 sein Programm zur Produktion von Nuklearwaffen gestoppt hat". Dies ist der Beginn eines Dossiers aller 16 US-amerikanischen Geheimdienste, das Anfang Dezember 2007 veröffentlicht wird und in der Weltpolitik ein mittleres Beben auslöst.

Was auch immer in Zukunft passieren wird – die nächsten Monate wird es mit Sicherheit keinen Angriff auf den Iran geben. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir dahin gehen? Der Iran ist eines von vielen Ländern, das wir uns ansehen wollten. Insofern haben wir es nicht eilig. Aber die politische Großwetterlage war mir vor diesem Dossier nicht geheuer und mittlerweile auch nicht mehr.

Also gleich dahin. Mitte / Ende März. Gut und schön. Womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten, war, dass in Zentralasien (im Grunde im früheren Verbreitungsgebiet des zoroastrischen Glaubens) der Frühlingsbeginn am 21. März dort gleichzeitig Neujahrsbeginn ist. Und das halbe Land in dieser Zeit in Bewegung ist. Vor allem in den Städten kommt man dann auf den Straßen nur sehr langsam voran.

Die mit Abstand beliebteste Form der Iran-Gruppenreisen ist die kurze Reise mit den Höhepunkten (im Wesentlichen Teheran – Schiras – Persepolis – Yazd – Isfahan). Wenn wir schon mal dort sind, waren wir aber auch an der "Historischen Route" zwischen Teheran und Schiras interessiert. Und hiervon berichtet dieser Bericht.


An die Ankunft in Teheran kann ich mich so richtig nicht mehr erinnern. Die Frauen setzten im Flugzeug die Kopftücher auf, der Flughafen von Teheran ist überraschenderweise neu und modern, Fahrt zum Hotel und am nächsten Morgen geht's zum Nationalmuseum, das einem auf die bevorstehende Reise einstimmen soll.

Das Museum wurde gerade renoviert, aber das wichtige Untergeschoss mit den Exponaten aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit bis zur Dynastie der Sasaniden war geöffnet.

Überraschenderweise stehe ich auf einmal vor der Gesetzesstele des Hammurabi. Das kann doch nicht sein – die habe ich doch schon im Louvre in Paris gesehen. Tatsächlich handelt es sich um eine Kopie der in Susa gefundenen Stele.

Die Vorderseite krönt ein Bild, das die Investitur Hammurabis durch den Sonnengott Shamash, den Beschützer des Rechts, zeigt. Die rund 200 Gesetze behandeln Fragen des Strafrechts, des bürgerlichen Rechts und des Handelsrechts, wobei zum Teil sehr harte Strafen angedrocht werden.

Da ich zum damaligen Zeitpunkt nicht wusste, dass ich später einen Bericht über die Iran-Reise schreiben würde, habe ich mir jetzt nicht alles gemerkt, was es da zu sehen gibt. Ein paar Bilder aus dem Museum mögen zumindest einen kleinen Eindruck geben.


Nach einer sehr interessanten Reise sind wir zum Schluss wieder in Teheran angelangt. Im Vergleich zu den anderen Städten hat Teheran für den Touristen relativ wenig zu bieten. Am imposanten "Turm der Freiheit" sind wir vorbei gefahren, das Khomeini-Wohnhaus haben wir uns angeguckt (nichts besonderes) und in der Residenz des letzten Schahs, dem Saadabad-Palast, waren wir auch. Von dem möchte ich noch ein paar Bilder zeigen.


Nach dem Besuch des Nationalmuseums geht's los in die Tiefe der Provinz. Und gleich da werde ich mit drei für mich überraschenden Sachen konfrontiert:

Das iranische Straßennetz ist sehr gut bis in die letzten Dörfer hinein, auch die Seitenstraßen sind gut asphaltiert.

Ab und zu gibt es bei den Kreisverkehren humorvolle Sachen - "Humor" hatte ich mit dem Iran bislang nicht in Verbindung gebracht. Unter anderem hat mich ein Skispringer auf der Sprungschanze beeindruckt (habe von dem und anderen originellen Ideen leider kein Bild).

Am Ortseingang von den Dörfern sind oft Banner oder Plakate mit den Bildern derjenigen Soldaten zu sehen, die im Krieg gegen den Irak getötet wurden. Laut unserem Reiseleiter ist die Tendenz aber dahin gehend, diese Plakate mehr und mehr durch Werbung zu ersetzen.

Wenigstens ein Bild kann ich davon zeigen: Am Ortsausgang von Schiras ist ein Kreisverkehr und ein Bild von Gefallenen zu sehen (links hinten). Die Anzahl der Leute auf dem Kreisverkehr lässt sich dadurch erklären, dass viele ihre Zelte direkt neben der Straße oder auf dem Kreisverkehr errichtet und am frühen Morgen wieder abgebaut hatten und halt noch unterwegs waren.

... und hier noch eine Skulptur in unserem Hotel in Arak


Um nicht den Überblick zu verlieren, habe ich hier einen kurzen Abriss der iranischen antiken Geschichte.

Seit dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung gibt es das Reich von Elam, das als ein lockerer Bund von Kleinstaaten organisiert war und bis zur Zerstörugung durch die Babylonier um 1100 vor unserer Zeitrechnung existierte.

Um 1600 vor unserer Zeitrechnung wanderten die Meder ein, verwüsteten Assyrien und wurden von den Persern im Jahr 550 vor unserer Zeitrechnung geschlagen.

Die Achämeniden werden nach dem Dynastiegründer Hakhamanish (griechisch Achaimenes) benannt, der in der Region Parsumash einige persische Stämme unter seiner Führung vereinigte. Seine Nachfolger eroberten Medien und als Nächstes war Lydien mit seinem König Kroisus (das war der mit dem sprichwörtlichen Reichtum und dem lustigen Orakelspruch, der zu seinem Ende führte) dran und danach Babylonien. Mit dem Ergebnis, dass diejenigen Juden, die in die "Babylonische Gefangenschaft" deportiert wurden, wieder nach Israel zurück durften. Das persische Großreich reichte schließlich bis nach Ägypten, biss sich aber an den Griechen die Zähne aus (Stichworte: Salamis, Platäa, Termophylen, Marathon).

334 vor unserer Zeitrechnung setzte schließlich der makedonische König Alexander der Große nach Kleinasien über, besiegte die Perser und schuf ein eigenes Weltreich. Nach seinem frühen Tod und den Kämpfen um sein Erbe setzte sich Alexanders General Seleukos im persischen Teil des Reiches durch und begründete die Dynastie der Seleukiden.

Danach kamen aus der skythischen Steppe die Parther, die eher bewahrend wirkten und wenig Neues schufen und sich dauernd mit den Römern kloppten (bzw. eher umgekehrt). Berühmt ist die Geschichte, wie sie den goldgierigen Feldherrn Crassus (der mit der Feuerwehr) nach dessen vernichtender Niederlage im Jahre 53 vor unserer Zeitrechnung töteten: Sie schütteten ihm geschmolzenes Gold in die Kehle.

Zum Schluss wurden die Parther von ihren eigenen Unterkönigen entmachtet, der Familie der Sasaniden im Jahr 224. Auch diese kloppten sich des öfteren mit den Römern, bis sie selbst schließlich von den Arabern bezwungen wurden (642).

Hier die Herrschaftszeiten der wichtigsten Dynastien:

Achämeniden: 559 v – 330 v
Seleukiden: 323 v – 247 v
Parther: 247 v – 224
Sasaniden: 224 – 642


Hamadan, das die Griechen Ekbatana nannten, gilt als eine der ältesten dauerhaft besiedelten Städte der Welt. Im 9. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erhoben die Meder Hamadan zu ihrer Hauptstadt, das für spätere perische Dynastien Sommerresidenz wurde. Im 13. und 14. Jahrhundert von den Mongolen zerstört, wurde Hamadan erst im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut.

Der steinerne Löwe, der in einem kleinen Park steht, stellt die berühmteste hellenistische Plastik außerhalb des griechischen Mutterlandes dar. Möglicherweise ließ ihn Alexander der Große zur Erinnerung an seinen in Hamadan gefallenen General Hephaistion anfertigen.

Der Grabturm Gonbad-e Alavian stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert und wurde als Grabstätte der hier herrschenden Alavi-Familie benutzt.


Ibn Sina (um 980 – 1037), der in Europa als Avicenna bekannt wurde, führte ein abenteuerliches Leben, das ihn unter anderem an den Fürstenhof von Hamadan führte, wo er auch starb – und wo sein Mausoleum heute noch zu besichtigen ist.

Im gesamten Orient wird er "Fürst aller Wissenschaften" genannt. Avicenna war nicht nur ein bahnbrechender Mediziner, sondern ein ungeheuer vielseitiger Gelehrter, der es verstand, das Wissen seiner Zeit zu systematisieren. Sein Werk galt an den europäischen Universitäten vom 12. Jahrhundert noch bis ins 17. Jahrhundert als Leitfaden der Schulmedizin.

Zeit seines Lebens war er ein gläubiger Mensch und lebte voll und ganz nach den Geboten des Koran, glaubte aber nicht wortwörtlich daran. Gott sei so groß, dass ihn nicht jede Kleinigkeit auf der Erde interessieren kann und er damit auch nicht der Verursacher von Allem sei. Er stößt eine Entwicklung an.

Damit macht sich Avicenna vom Koran (und anderen Offenbarungs-Religionen) ganz unabhängig, bestätigt aber doch, dass das Volk Propheten brauche, welche ihm die Sittengesetze in allgemein verständlichen und wirkungsvollen Sätzen und Gleichungen darlegen. Anders ausgedrückt "der Philosoph werde die Wiederauferstehung des Fleisches bezweifeln, aber anerkennen, dass Mohammed das Gehör des Volkes nicht gefunden haben würde, wenn er von einem rein geistigen Himmel gesprochen hätte … Diejenigen Menschen stünden am höchsten, die Gott mit einer geistigen Liebe verehren könnten und weder Hoffnung noch Furcht hätten".

Bei solchen Leuten, die Wort für Wort an etwas glauben, kommt so etwas gar nicht gut an. Letztendlich siegte erst im Osten, später auch im islamischen Andalusien, die strenge Orthodoxie unter Führung des Philosophen al-Ghazali, die im Grunde heute noch anhält, ja, sogar seit den 1970ern verstärkt auf dem Vormarsch ist. Mit dem Ergebnis, dass neben der Philosophie auch die Wissenschaft stark behindert wurde. Ein Jammer für die gesamte Menschheit!

War die islamische Gesellschaft im 11. Jahrhundert der christlichen auf wissenschaftlichem und zivilisatorischem Gebiert weit überlegen, setzte dort nun die gegenteilige Entwicklung ein: Wurde bis dahin nur Wert auf den Glauben gelegt, kam der Wert des Wissens immer besser in Schwung. Nicht immer gegen die Religion, meistens sogar mit ihr und durch sie gefördert. Thomas von Aquin spielt hier eine bedeutende Rolle.

Avicenna hatte aber noch Einfluss im islamischen Westen und dort vor allem auf Averroes und Maimonides. Seitdem er im 12. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt wurde, ging dieser Einfluss weiter auf die Philosophen in den christlichen Ländern. Bei Albertus Magnus und Thomas von Aquin lässt sich vieles auf ihn zurückführen und Roger Bacon nannte ihn den "bedeutendsten Philosophen nach Aristoteles".

Dass Avicenna ein bedeutender Universalgelehrter war, der sich um so ziemlich alles seine Gedanken machte (und theologisch unabhängig war), möchte ich gerne an folgenden Sätzen zeigen. Wohlgemerkt – aus dem 11. Jahrhundert:

"Die Berge können auf zwei Arten entstanden sein. Entweder sind sie das Ergebnis von Erhebungen der Erdkruste, wie sie sich etwa bei Erdbeben einstellen, oder sie sind vom Wasser geschaffen, das sich eine neue Bahn gesucht und die Täler ausgewaschen hat. Die Erdschichten sind verschiedener Art, die einen weich, die anderen hart; die Winde und Wasser zersetzen die erste Art, während die andere unberührt bleibt. Es bedarf einer langen Zeit, um solche Umwandlungen herbeizuführen … dass aber das Wasser die Hauptursache für diese Auswirkungen ist, wird durch die fossilen Überreste von Wassertieren, die auf vielen Bergen zu finden sind, bewiesen."

… und hier eine Straßenszene in Hamadan:


Ein paar Kilometer von Hamadan entfernt sind an einem Wasserlauf zwei berühmte achämenidische Felsinschriften zu besichtigen, die unter dem Namen "Schatzbuch" bekannt geworden sind - in früheren Zeiten glaubte man, dass sie Hinweise auf die Verstecke der medisch-achämenidischen Schätze enthielten.

Das linke wurde von Dareios I., das rechte von seinem Sohn Xerxes I. in Auftrag gegeben, beide sind dreisprachig : Altpersisch, Neuelamisch und Neubabylonisch. Die Texte sind fast identisch: Beide preisen den Gott und Weltschöpfer Ahura Mazda, beschreiben den jeweiligen Umfang des achämenidischen Weltreiches und enden mit den Titeln der beiden Könige, einschließlich des Titels "Shahanshah" (König der Könige).

Und hier mal ein Bild bei einem Rastplatz.


Am Berg Bisotun ("Ort der Götter") ließ Dareios I. im Jahr 520 vor unserer Zeitrechnung in etwa 60 m Höhe ein Felsrelief anbringen – bestimmt zum Sehen und Lesen für die Götter, nicht für die Menschen.

Im Bildfeld sieht man Dareios, wie er den Fuß auf den Bauch seines am Boden ausgestreckten Gegners Gautama stellt, der ihm flehend beide Arme entgegen streckt. Vor ihm stehen, durch einen Strick am Hals miteinander verbunden und mit auf dem Rücken gefesselten Händen, die neun sogenannten Lügenkönige. Unter Gaumatas Führung hatten sie sich zusammen geschlossen, um die Macht an sich zu reissen, nachdem der Großkönig Kambyses I. auf seinem Ägypten-Feldzug gestorben war. Als Dareios, ein Offizier und entfernter Verwandter des Kambyses, mit der königlichen Armee vom Feldzug heim kehrte, bekämpfte er die abgefallenen Fürsten und besiegte sie innerhalb eines Jahres. Danach bestieg er selbst den persischen Thron. Die spitzmützige Figur am rechten Ende der Reihe stellt Skunkha, den König der Skythen, dar und wurde zwei Jahre später nach Dareios' Sieg über die Skythen hinzu gefügt. Über allem schwebt das geflügelte Symbol des Gottes Ahura Mazda, der Dareios den Ring der Herrschaft überreicht. Das Relief ist die bildliche Umsetzung der Geschehnisse, mit denen Dareios seinen Anspruch auf die Königswürde legitimierte.

Neben dem Relief berichten die elamischen, babylonischen und altpersischen Inschriften von den Ereignissen. Tatsächlich sind die Schriften das eigentlich Bemerkenswerte: Denn zuvor hatte es keine Schrift für das Persische gegeben. Erst Dareios beauftragte seine Sekretäre, die aus ganz anderen Sprachfamilien kamen, eine Schrift für das Persische zu erfinden.

Hier war das Relief für die Götter bestimmt. Dareios ließ sowohl von den Inschriften als auch vom Relief Kopien anfertigen, die in alle Provinzen des Reiches geschickt wurden.

Spätere Nachahmer haben sich hier auch noch verewigt: Nahezu vollplastisch liegt aus der hellenistischen Zeit Herakles auf seinem Löwenfell mit einem Becher in der Hand. Die Inschrift datiert das Relief in das Jahr 148 vor unserer Zeitrechnung.

Auch die Parther sind hier zu sehen: links lässt sich Mithridates II. (123 - 88 v.u.Z.) von vier Satrapen huldigen, rechts wird der Sieg von Gotarzes II. (38 - 51) verewigt.

Das Relief ist stark verwittert und von einer Inschrift aus dem 17. Jahrhundert übermeißelt.


In der Nähe von Kermanshah sind die Felsgrotten und Flachreliefs von Tag-e Bostan ("Gartengrotte") zu bewundern, die ein eindrucksvolles Beispiel spätsasanidischer Reliefkunst darstellen. Sie gehören zu den Überresten eines sasanidischen Königspalstes, dessen Gartengrotten mit den seit alters beliebten Wasserbassins noch vorhanden sind; heute kann man hier Boot fahren.

Rechts neben den Grotten befindet sich das älteste Relief, das sie Amtseinsetzung Ardashirs II. (379 – 383) durch Ahura Mazda (rechts) zeigt. Beide stehen auf einem besiegten Gegner, wohl einem römischen Soldaten. Das Besondere des Flachbilds ist die Darstellung von Mithras (links), der an seinem Strahlenkranz als Sonnengott erkennbar ist und auf einer Lotusblüte steht. In seinen Händen hält er ein Bündel heiliger Zweige, wie sie im zoroastrischen Gottesdienst noch heute verwendet werden. Tatsächlich handelt es sich um das einzige erhaltene Bildwerk von Mithras im Iran, der sich vom Gott des Vertrages zum unbesiegbaren Sonnengott gewandelt hat.

Vom achämenidischen Weltreich aus verbreitete sich der Mithraskult über den gesamten Vorderen Orient bis Griechenland und Indien. Mit den Römern kam er nach Mittel- und Westeuropa und wurde 307 zum obersten römischen Reichsgott erhoben. Der Mithraskult war kurz davor, römische Staatsreligion zu werden. Nachdem das Christentum das geschafft hatte, wurden vielerorts Kirchen über den Mithras-Heiligtümern errichtet und der Geburtstag des Mithras in den christlichen Glauben integriert: der 25. Dezember.

Die Reliefs der kleineren rechten Grotte stammen aus dem 4. Jahrhundert und zeigen Shapur II. (309 – 379) sowie seinen Enkel, den späteren Shapur III. (383 – 388), der hart um sein Thronrecht kämpfen musste (rechts der Großvater, links der Enkel).

Interessant ist an dieser Darstellung, dass Shapur III. seine Herrschaft nicht durch einen Gott, sondern durch seinen berühmten Großvater legitimieren ließ.

Im unteren Bereich der großen Grotte ist ein sasanidischer König in voller Rüstung und mit eingelegter Lanze hoch zu Ross dargestellt. Im Bogenfeld darüber wird die Amtseinsetzung und Legitimation Khosrows II. (591 – 628) gezeigt. Links neben ihm hält die Göttin Anahita einen Ring der Macht in seine Richtung, und von rechts empfängt er einen zweiten Ring der Macht aus den Händen Ahura Mazdas.

In einem Paradeisos (Garten bzw. abgegrenztes Gelände) werden Treibjagden auf Hirsche bzw. Wildschweine gezeigt. Elefanten sind als Treiber tätig; Kamele sind für den Abtransport der erlegten Tiere zuständig.

Florale Motive und geflügelte Figuren, die an die Siegesgöttin an römischen Triumphbögen erinnern, sind jüngeren Datums.

Aus jüngerer Zeit ließ Mohammad Shah (1834 – 1848) ein Relief links in der großen Grotte anbringen, das ihn auf einem Thron sitzend im Kreise seines Gefolges darstellt.


Im Foyer eines jeden Hotels auf unserer Reise stand ein Neujahrsgedeck (das so ähnlich auch bei den meisten Familien zu Hause steht). Es kommt aus dem zoroastrischen Glauben und soll den Triumph des Guten über das Böse symbolisieren. Immer sind sieben Objekte zu sehen, die alle mit dem persischen Buchstaben Sien = S beginnen:

Sprossen + Keime symbolisieren gutes Leben
ein Apfel steht für Schönheit und Jugend
Knoblauch für Gesundheit
Essig (früher: Wein) für Alter und Geduld
Wildoliven für Liebe
Sumac-Beeren für den Sonnenaufgang und damit die Bezwingung des Bösen
Süßliche Paste für Freude

Daneben kann man noch weitere Symbole legen. Am verbreitetsten sind:
Goldfisch für Wasser und damit Leben
brennende Kerze für das heilige Feuer
Geldstücke für Wohlstand und Reichtum
Hyazinthen für Freundschaft
ein Spiegel für Glück
ein heiliges Buch (z.B. Koran) oder ein Buch mit den Versen von Hafis
ein Stück Brot und bunt bemalte harte Eier
(die Symbole werden manchmal aber auch unterschiedlich gedeutet)

Nach den Neujahrsfeierlichkeiten werden die Goldfische meistens in die Freiheit entlassen – wobei denen die Kälte in den Bächen und Flüssen aber bestimmt nicht gut tut.


Wir befinden uns im Übrigen in der Provinz Luristan, haben mal wieder einen langen Fahrtag - und hier einfach mal ein paar Bilder von der Landschaft.


Susa hat schon glanzvollere Zeiten gesehen: Mitten im Zentrum des Reiches Elam, war Susa Hauptstadt dieser Hochkultur (3000 – 620 vor unserer Zeitrechnung), wobei vor allem die mittelelamische Periode (1900 – 1100) der Stadt eine Blütezeit bescherte. In der achämenidischen Epoche (6. – 4. Jhd.) machte Dareios I. Susa wieder zum Regierungssitz. Nach mehreren Zerstörungen machten die Mongolen im 13. Jahrhundert endgültig alles platt.

Und so bieten die Überreste von Susa nichts Spektakuläres. Wer sich im Vorfeld mit der Thematik ausführlich befasst und eine blühende Phantasie hat, der wird seine Freude dran haben. Dem oberflächlichen Betrachter wird das aber nicht viel bringen.

Dafür haben die Archäologen bedeutende Sachen ausgraben können, die heute im Louvre ausgestellt sind, unter anderem die Gesetzessäule des Hammurabi und den Fries mit den Bogenschützen. Hier ist ein Link zu ein paar Bildern:

Anklicken für Google-Link

Bibelfeste werden auch ihre Freude haben: Das Buch Esther und das Buch Daniel entstanden hier, beide im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.


Der mittelelamische Herrscher Untash-Napirisha (1260 – 1235 v.u.Z.) gründete die Stadt Dur-Untash, die Susa als religiöses Zentrum Elams ablösen sollte. Die Stadt wurde nie ganz fertig gestellt, blieb aber gut 200 Jahre in Benutzung, wurde dann aufgegeben und schließlich 646 vor unserer Zeitrechnung von den Assyrern zerstört. Im 20. Jahrhundert begannen schließlich die Ausgrabungen am Tschoga-Sambil ("Korbhügel").

Heute gilt die Tempelanlage als wichtigstes Dokument über die religiösen Vorstellungen der Elamer, die deutliche Parallelen zu denen der Babylonier aufweisen. Hier wie dort existierte die Idee einer Stadtgottheit: Zwar gab es in jeder Stadt eine Vielzahl von Tempeln, die verschiedenen Göttern geweiht waren, doch nur der Stadtgott (hier: Napirisha) bzw. die Stadtgöttin erhielt eine Zikkurat, also einen pyramidenförmigen Stufenturm.

In ihrer Konstruktion weicht die Zikkurat von den mesopotamischen Bauten dieser Art ab. Während sich die mesopotamischen Stufentürme aus horizontal errichteten und jeweils aufeinander gestellten, nach oben hin kleiner werdenden Terrassen zusammensetzen, besteht die Zikkurat von Tschoga-Sambil aus einem auf den Boden gründenden, turmartigen Kern in der Mitte, der von jeweils niedriger werdenden, ebenfalls auf dem Boden aufstehenden Schalen umgeben wird.

Wie man den Bildern ansieht, sind wir spät abends angekommen, haben vor allem die Zikkurat umrundet und es wurde immer dunkler. Hat mich sehr überrascht, dass die Anlage so lange geöffnet war.


Wir sind spät in Ahvas angekommen, konnten aber trotzdem nur sehr langsam in der Stadt fahren. Wir hatten bei der Ankunft ein paar kleine Feuer in den Parks gesehen, über die die Iraner während des Neujahrsfestes springen wollten, aber nach dem späten Essen waren alle müde und keiner wollte mehr in die Stadt gehen und dabei zusehen.

Anbei noch ein Bild von einem Neujahrsgedeck und am nächsten Morgen der Blick aus dem Hotelzimmer mit den alternativen Übernachtungsmöglichkeiten.


Wir sind jetzt in der Provinz Khusistan und hier mal zwei Bilder aus dem Bus heraus. Für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, selbst im Iran mit Auto oder Motorrad zu fahren, ist das Verkehrsschild mit englischer Sprache interessant. Und für alle diejenigen, die fürchten, mit einem klapprigen Bus fahren zu müssen, habe ich ein Foto von unserem Bus eingestellt.


Sechs Jahre nach seinem Sieg über den römischen Kaiser Valerian gab Shapur I. im Jahr 266 den Bau der Königsstadt Bischapur in Auftrag. Mit der Eroberung durch die Araber 637 verlor es an Bedeutung und verfiel ab dem 10. Jahrhundert endgültig.

Archäologen werden beim Anblick der ausgegrabenen Überreste in Ekstase geraten – fürs Auge des Normalbetrachters haben aus dem Stein wachsenden Pflanzen einen genau so großen Reiz.

So richtig interessant sind aber die Felsreliefs in der gegenüber liegenden Schlucht.

Das älteste der Reliefs ist stark verwittert und stellt die Amtseinführung Shapurs I. (241 – 272) dar, wie er hoch zu Ross den Ring der Macht von Gott Ahura Mazda empfängt. Ahura Mazdas Pferd zertritt Ahriman, der den Geist des Bösen symbolisiert, und Shapurs Pferd steht über dem römischen Kaiser Gordian III. Der zweite römische Kaiser, den Shapur besiegte, Philippus Arabs, kniet vor Shapurs Pferd und bittet um Frieden. Die Tatsache, dass der dritte besiegte römische Herrscher, Valerian, nicht auf dem Relief dargestellt ist, lässt vermuten, dass das Felsbild vor 260, dem Datum des Sieges über Valerian, ausgeführt wurde.

Jetzt haben wir alle drei besiegten römischen Kaiser dargestellt: Der tote Gordian III. ist liegend zwischen den Hufen des königlichen Pferdes dargestellt. Valerian steht neben Shapurs Pferd, und der Herrscher hat sein rechtes Handgelenk ergriffen. Vor Shapur kniet Philippus Arabs mit nach vorn ausgestreckten Armen.

Shapur I. empfängt den Ring der Macht nicht von Ahura Mazda, sondern von einem vor seinem Kopf schwebenden Putto, einer Darstellungsform der römischen Siegesgöttin Victoria, wie sie aus parthischer Zeit bekannt ist.

Und noch einmal siegt Shapur I. über die römischen Kaiser, diesmal in 5 Registern dargestellt. Wir sehen neben Shapur persische Reiter, persische Soldaten mit Beute und römische Gefangene.

Der hoch zu Ross abgebildete Bahram II. (276 – 293) empfängt eine Delegation arabischer Stämme, die Kamele und Pferde mitbringt. Sie werden beim sasanidischen König von einem persischen Offizier eingeführt.

Die "Delle" in der Mitte des Reliefs stammt von einer Wasserleitung, die erst in den 1970er Jahren von iranischen Archäologen entfernt wurde.

Bahram I. (273 – 276) nimmt den Ring der Macht entgegen vom Gott Ahura Mazda, der von links auf den König zureitet.

Das letzte der sechs Felsbilder erzählt von der Niederschlagung einer Revolte durch Shapur II. (309 – 379). In der Mitte des oberen Bildstreifens thront Shapur, von links kommen persische Würdenträger und Angehörige der königlichen Familie. Rechts oben und unten sieht man persische Soldaten, die Gefangene und Beute herbei führen.

... und hier nochmal die letzten beiden Felsbilder im Überblick.


So, das war jetzt die "Historische Route". Die folgenden antiken Orte Persepolis, Naqsh-e Rostam und Pasargadae sind bei den "Höhepunkt-Reisen" immer dabei. Da ich über die Iran-Reise jedoch nicht zeitlich, sondern thematisch berichten wollte, werden diese Orte hier gewürdigt.

Wer selbst die "Historische Route" bereisen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, was auf ihn zukommt. Die Straßenverhältnisse sind zwar sehr gut, aber es geht früh morgens los und man kommt spät abends im nächsten Hotel an. Und zwischen drin sieht man zwei Orte, die nicht jeden in Ekstase versetzen werden. Es gibt Leute, die werden begeistert sein; dafür sollte aber schon vorher großes Interesse vorhanden sein. Dem oberflächlichen Betrachter wird sich das sonst nicht erschließen. In diesem Falle wäre ein guter Bildband eine sinnvolle Alternative.


Zu Persepolis habe ich einen eigenen Bericht eingestellt.


"Wenn es darum geht, Erinnerungsmale in der Welt zurückzulassen, die ewig dauern sollen, so kann ich mir keinen schöneren Plan dazu vorstellen, als heute diese in den natürlichen Fels des harten Berges gemeißelten Figuren, die, fast unzerbrechlich, so lange bestehen müssen als die Berge selbst" – so der Persien-Reisende Pietro Della Valle im 17. Jahrhundert.

Bereits vor über 4.000 Jahren schlugen hier die Elamer ein Reliefbild ein; später brachten hier Achämeniden ihre Grabanlagen und Sasaniden weitere Reliefs an. Bekannt wurde die Stätte später als Naqsh-e Rostam ("Bildnis von Rostam"), da man glaubte, hier seien die Taten Rostams, des großen Helden des persischen Nationalepos "Shahname", verewigt worden.

Sowohl auf der Rückseite der Felswand als auch auf dem abfallenden Bergplateau gab es zahlreiche Gräber und Bestattungen der unterschiedlichsten Arten aus achämenidischer, parthischer und sasanidischer Zeit. Zusätzlich standen an der Westflanke des Berges zwei monumentale, sasanidische Feueraltäre nebeneinander auf einem Podest.

Als erster König ließ Dareios I. in der Felswand seine Grabanlage errichten. Dabei handelt es sich um eine völlig neue Konstruktion, die von drei seiner Nachfolger rechts und links neben seinem Grab kopiert wurde. Auch die späteren Felsgräber in Persepolis sind von Dareios' Grabbau inspiriert. Bis auf Dareios' Grab ist die Zuordnung der Gräber auf Grund fehlender Inschriften nicht eindeutig. Es handelt sich wahrscheinlich noch um die Gräber von Dareios II., Artaxerxes I. und Xerxes I..

Die Felsenbilder bilden den vor einem Feueraltar stehenden König auf einem Thronpodest ab, das von den Völkerschaften des achämenidischen Reiches getragen wird. Zwischen König und Altar schwebt die geflügelte Sonnenscheibe, aus deren Mitte die Figur des Gottes Ahura Mazda wächst.

Zu den Reliefs: Ardashir I. (links) erhält den Ring der Macht von Ahura Mazda. Unter den Hufen ihrer Pferde liegen die von ihnen besiegten Feinde: der letzte Partherkönig Ardawan V. sowie Ahriman.

Auf dem nächsten Relief in stehender Pose Bahram II., während sein Gefolge und seine Familie als Brustbilder dargestellt sind. Auf der linken Seite ist der Oberpriester Kartir zu sehen, einer der einflussreichsten zoroastrischen Geistlichen überhaupt.

Das nächste Relief ist ein Reiterkampfbild, das entweder Hormizd I (272 – 273). oder Bahram II. zeigt.

Der nächste Reiterkampf wird allgemein Hormizd II. (303 – 309) zugewiesen.

Shapur I. feiert hier seinen Triumph über die römischen Kaiser Philippus Arabs (kniend) und Valerian. Ein ähnliches Relief hatten wir schon in Bischapur gesehen.

Auch hier findet sich (rechts hinter dem König) die Büste des Oberpriesters Kartir, begleitet von einer langen mittelpersischen Inschrift, in der er von seinen Taten berichtet.

In zwei durch einen schmalen Steg getrennten, übereinander liegenden Bildstreifen werden hier zwei Reiterkampfszenen dargestellt, die gleich aufgebaut sind: Der nicht eindeutig zu benennende sasanidische König und eventuell der Kronprinz attackieren beide mit ihrer Lanze einen entgegen kommenden Gegner; unter den Pferden liegt in jeder Szene ein gefallener Feind.


"Mensch, wer du auch sein und woher du kommen magst - denn dass du kommen wirst, weiss ich – ich bin Kyros, der den Persern die Herrschaft erworben hat. Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt."

So lautet die Grabinschrift von Kyros II. nach der Überlieferung des Plutarch.

Tatsächlich wurde Kyros nicht nur die wenige Erde, sondern auch das viele Gold in seinem Grabmal missgönnt: Kurz vor der Ankunft Alexanders wurde es ausgeraubt. Der Täter wurde ausfindig gemacht und hingerichtet.

Pasargadae ist die von Kyros II. gegründete erste achämenidische Residenzstadt, die nie ganz vollendet wurde, da sich Dareios I. bald eigenen Palastprojekten in Susa und Persepolis widmete.

Und heute sind neben dem Kyros-Grab und den Überresten der Palastanlage nur noch ein paar Reliefs zu sehen. Und viele Iraner, zumindest wenn man um das iranische Neujahrsfest hier ist.