Paradies für Bücherfreunde: die Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha

Der Schauspieler und Theater-Intendant Peter Sodann hat sich mit der von ihm geschaffenen Bibliothek selbst ein Denkmal gesetzt und viele Bücher vor der Vernichtung gerettet. Wer sich selbst und den Büchern etwas Gutes tun will, sollte unbedingt die Peter-Sodann-Bibliothek im sächsischen Staucha besuchen.

 

 

Stefan Locke schreibt 2011 in der FAZ über die Anfänge: “Sodanns Plan hat sich herumgesprochen, seit er vor 20 Jahren mit dem Sammeln anfing. Zufällig erfuhr er nach dem Mauerfall, wie das Gewerkschaftshaus in Halle seine Bibliothek entsorgte. Bücher, Magazine und Schallplatten wurden auf Lastwagen geworfen, darunter nicht nur Propaganda. Goethe und Max Frisch, Thomas Mann und Christa Wolf, Kinder- und Lehrbücher, selbst Aufsätze Richard von Weizsäckers flogen auf den Müll, weil sie in der DDR erschienen waren. Sodann, damals Intendant in Halle, dachte: „Die schmeißen dein Leben weg, das kannst du nicht zulassen.“ Die Hallenser Bücher waren nicht zu retten, doch Sodann fuhr nun mit Freunden durchs Land und sammelte, was er kriegen konnte. Rund 10.000 Bibliotheken machten dicht, Verlage wurden abgewickelt, bald hatte er eine halbe Million Bücher zusammen.“

 

 

In einem Akt unsäglicher Barbarei wurden nach der Wiedervereinigung in den neuen Ländern die öffentlichen Bibliotheken gesäubert und so ziemlich alle Bücher und Tonträger wie Schallplatten der zuletzt 78 DDR-Verlage der Müllhalde übergeben. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Die Bücher jener Autoren, die schon zu Nazi-Zeiten verbrannt wurden, wurden nun auf dem Müllplatz „entsorgt“. Von Heinrich Heine stammt der Satz „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Am Schicksal der Bücher von Heinrich Heine lassen sich Parallelen zwischen dem Umgang mit Büchern und dem mit Menschen ziehen: im 19. Jahrhundert zensiert, im Nationalsozialismus verbrannt, nach der Wiedervereinigung auf den Müll geworfen.

 

 

Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha

 

Wem bislang noch nicht die Tränen gekommen sind, dem werden sie beim Besuch der Peter-Sodann-Bibliothek im sächsischen Staucha kommen – dann nämlich vor Glück, im Literatur-Paradies angekommen zu sein. Ob antike Autoren, Klassiker deutscher und internationaler Literatur, wertvolle Zeitschriften und Magazine, Kleinodien abseits des Mainstreams, aber auch „einfachere“ Sachen wie Kochbücher oder die Satiren des „Eulenspiegel“-Verlages – sowohl von der Qualität wie von der Quantität der Bücher wird man beinahe erschlagen.

 

 

Und ist erschüttert, dass all diese Schätze vernichtet werden sollten. Ausschließlich der Privat-Initiative von Peter Sodann ist es zu verdanken, dass es diese überhaupt noch gibt und gelesen werden können.

 

 

Ca. 300.000 Bücher sind katalogisiert, mehrere hunderttausend schlummern noch in Bananen-Kisten und warten darauf, erfasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Es fehlt an Geld und an Helfern, denn nach wie vor erfährt Peter Sodann kaum Unterstützung von der öffentlichen Hand: nicht vom Bund, nicht von Ländern, Kommunen, Schulen, Universitäten, Stiftungen oder Parteien.

 

 

Hoftheater

 

Ein kleines Theater hat sich Peter Sodann auch eingerichtet. Vor allem werden hier Vorträge oder Lesungen gehalten (zuletzt zu Stefan Heym) und Filme gezeigt.

 

 

 „Herberge zum guten Buch“

 

Zur Peter-Sodann-Bibliothek gehört auch die „Herberge zum guten Buch“.

 

 

Wer sich wundert, warum ich hier Bilder davon bringe: im Internet gibt es ansonsten kaum welche. Es soll zwar „alles sehr schön“ sein – aber mir ist es lieber, wenn ich weiss, wie das aussieht.

 

 

Auf Fernseher im Zimmer wurde bewusst verzichtet – ansonsten ist alles da, was man braucht incl. einem großen Badezimmer und kostenlosem Internet-Anschluss; den Kühlschrank kann man in der Küche mitbenutzen.

 

 

Im Zimmer sind schon mehrere Bücher; zusammen mit denen im Frühstücks-Raum ergibt sich eine dreistellige Zahl. In Erinnerung sind mir Kinderbücher, Bildbände, Biographien über Johann Sebastian Bach und Franz Liszt, Bücher von Franz Werfel.

Wem das nicht ausreicht, der kann sich in der Bibliothek bedienen: ca. 300.000 Bücher stehen dort zur Auswahl.

 

 

Im Vorfeld gibt man seine Frühstücks-Wünsche bekannt und das Frühstück wird morgens in den Frühstücks-Raum gestellt – man ist also an keine bestimmte Zeit gebunden.

 

 

Über die Lage von Staucha gibt es im Deutschen hauptsächlich zwei Rede-Wendungen. Die freundlichere lautet „da, wo sich Fuchs und Hase ‚Gute Nacht‘ sagen“: es ist nichts, aber auch gar nichts los. Das hat zumindest den Vorteil, dass man seine Ruhe hat.

Wer mehr erleben will, kann unter anderem in die nahe gelegenen Städte wie Meißen oder Dresden fahren.

Immerhin kann man sehr gut nur wenige Minuten von Staucha entfernt Essen gehen. Familie Sodann gibt hierzu gerne Tipps.

Wer möchte, kann sich aber auch in der kleinen Küche etwas kochen.

 

 

Praktisches zum Schluss

 

So ziemlich alles, was man wissen muss (und noch viel mehr) gibt es auf der Internet-Seite der Peter-Sodann-Bibliothek zu finden:

http://www.psb-staucha.de/index.php

Wer die Arbeit der Peter-Sodann-Bibliothek unterstützen möchte, kann natürlich Geld spenden, welches dringend benötigt wird.

Oder zum beiderseitigen Vorteil sich selbst etwas Gutes tun. Etwa Bücher aus dem zur Bibliothek gehörenden Antiquariat bestellen. Momentan werden über 20.000 Bücher kostengünstig angeboten, die entweder mehrfach vorhanden sind oder solche, die gar nicht zum Themen-Gebiet gehören (also von 1945 bis 1990 im Bereich der DDR gedruckt wurden).

Vor allem kann man selbst nach Staucha kommen und sich in der „Herberge zum guten Buch“ einen entspannten Lese-Urlaub gönnen.

Uns hat es dort sehr gut gefallen.