Hart wie Kameldornholz: Rundreise durch Namibia

Namibia stand bei uns seit Längerem auf dem Programm, zumal es zu den Ländern gehört, die man in unserem Winter bereisen kann und wir recht gerne dem schlechten Wetter hier entkommen. Nachdem wir ein preisgünstiges Angebot hatten, war der Entschluss schnell gefasst: ab nach Namibia.

Leichte Panik am Bahnhof von Karlsruhe – ich habe meinen Reisepass vergessen. Mit dem Taxi ab nach Hause, Reisepass mitnehmen und weiter nach Frankfurt. Ich ärgere mich über mich selbst, zumal wir auch noch verspätet am Schalter ankommen. Und dort erfahren, dass alle Plätze in der Economy ausgebucht sind. Na toll! Zum Glück bekommen wir 2 Sitze in der Premium Economy Class ohne Aufschlag. Ich bin sehr erleichtert und die unnötigen 150 EUR für das Taxi haben sich dann sogar noch gelohnt, zumal wir wesentlich mehr Beinfreiheit und einen sehr angenehmen Flug hatten.

In Windhoek dann Empfang von unserem Reiseleiter und zusammen mit den Mitreisenden geht's gleich im Bus Richtung Kalahari. Nach einer Weile leichtes Gemurre im Bus, weil es nichts zu sehen gab. Anscheinend gab es zu der Zeit ein paar Fernsehfilme, die in Namibia spielten. Kaum in Windhoek angekommen, läuft einem gleich die halbe Tierwelt Afrikas über den Weg. Das war hier natürlich nicht der Fall. Die Fahrt zur Lodge in der Kalahari dauert einige Stunden und die Landschaft ist nicht sehr abwechslungsreich. Auf der gesamten Reise sollte uns das noch öfter passieren, aber spätestens nach 2 oder 3 Stunden gab es Springböcke, Oryx-Antilopen oder Strauße zu sehen. Ab und zu auch mal andere Tiere, aber diese drei gab es häufig zu sehen, auch dann, wenn die Landschaft noch so karg war. Das war überraschend, denn ein paar Jahre vorher waren wir in Südafrika. Dort gibt es sehr viele wilde Tiere zu sehen – so lange sie hinter Gitter oder Gatter sind. Außer Strauße in der Straußengegend um Oudtshoorn hatten wir in 3 Wochen vom Bus aus so gut wie keine Tiere gesehen.


Schließlich kommen wir zu unserer Lodge in der Kalahari. Wer will, kann eine Nachmittags-Tour mit dem Geländewagen buchen. Da sind so ziemlich alle dabei. Am ersten großen Webervogel-Nest halten wir und erhalten eine Erklärung zu diesen Vögeln mit ihrer speziellen Art des Nestbaues. Geheuer war das Wetter von Anfang an nicht, aber von Minute zu Minute wird es immer ungeheuerlicher. Schleunigst zurück zur Lodge. Kaum war der Entschluss gefasst, geht es auch schon los: Wassermassen peitschen auf uns nieder, so dass ich meine Augen schließen muss und mir die Augenlider weh tun. Völlig durchnässt erreichen wir unseren Ausgangspunkt, wo wir unser Geld zurück sowie ein zusätzliches Handtuch und einen Gutschein für ein Freigetränk erhalten. Der Regen sollte uns die ganze Fahrt über begleiten; zum Glück hat er uns den Gefallen getan, erst nachts oder auf der Busfahrt sich auszutoben.


Vormittags geht's weiter Richtung Köcherbaumwald, der in der Nähe von Keetmanshoop liegt. Hier wachsen ca. 300 sogenannte Baum-Aloen, die zu den Sukkulenten gerechnet werden. Der Name "Köcherbaum" kommt von der Angewohnheit der Buschmänner, die Äste der Bäume auszuhöhlen und als Köcher für ihre Pfeile zu verwenden.

Bis wir wieder am Bus sein müssen, haben wir noch etwas Zeit. Wir laufen rum, machen Fotos, heben einen am Boden liegenden Ast auf (sehr leicht) und entdecken verschiedene fotogene Eidechsen, die sich auf den Steinen sonnen und nach Fotografen Ausschau halten. Kaum haben sie einen entdeckt, bringen sie sich so richtig schön in Position.

Ich weiss jetzt nicht, ob das alles Eidechsen, Agamen, Skinke oder sonstige Tiere sind. Der Einfachheit halber nenne ich die jetzt alle "Eidechsen". Es wird mir noch häufiger passieren, dass ich nicht weiss, wie dieses Tier oder jene Pflanze genannt wird. Ich wäre für jeden Hinweis wg. Bezeichnung dankbar.


In Keetmanshoop werden die ersten logistischen Sachen erledigt (Geld abheben, Getränke und kleine Sachen zum Essen im Supermarkt kaufen). Freie Zeit haben wir auch noch und da die Stadt nicht sehr viel zu bieten hat, gehen wir in Richtung der 2 Kirchen: eine etwas modernere und die alte Missionskirche.

Der Ort wurde 1866 als Missionsstation der Rheinischen Mission gegründet, um die Nama in dieser Region zu bekehren. Die Geldmittel stellte der deutsche Industrielle Johann Keetman zur Verfügung, der diesen Ort aber nie besuchte. Keetmanshoop bedeutet so viel wie "Hoffnung Keetmans". Die Stadt wuchs um die Missionsstation herum; die 1895 erbaute Steinkirche dominiert auch heute noch.

Vor der Kirche ist ein kleiner Kakteengarten angelegt und es stehen noch ein paar alte Grabsteine aus der ersten Missionszeit.


Am frühen Nachmittag kommen wir zur Canon Lodge. Und ich dachte, ich seh' nicht recht: eine wunderschöne weitläufige Anlage mit viel Fels, wobei die Wohnstätten teilweise in den Felsen hinein gebaut sind. Traumhaft! Aber – da fällt mir etwas ein: viele Felsen, da könnten doch … und da seh' ich auch schon den ersten Wache schiebenden Klippschliefer hoch droben auf dem Fels und nicht weit weg davon noch weitere. Das sind meine Freunde! Die hatten mich schon in Südafrika begeistert und so auch hier. Ich rufe "hallo" und winke denen zu. Aber von denen winkt keiner zurück und die Mitreisenden müssen mich für durchgeknallt halten.

Am Empfang erhalten wir unsere Schlüssel und die Nachricht, dass die Lodge zum Sonnenuntergang kostenlos geführte Spaziergänge zum größten Felsen hoch anbietet. Sehr schön. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft entdecken wir mehrere Eidechsen am Wegesrand auf und neben den Steinen, eine Eule im Baum direkt neben unserem Häuschen und können kaum erwarten, dass wir die Koffer haben. Dann gleich raus und die Gegend erkunden.

Nach den ersten Sachen unmittelbar in der Nähe, gehen wir Richtung Haupthaus, wo die Eidechsen schon auf uns warten. Sie posieren für uns, lassen sich gerne filmen, fotografieren und – kraulen. Bis dorthin war mir nicht bekannt, dass es möglich sei, eine Eidechse am Hals zu kraulen. Jetzt weiss ich es und die gekraulte hat es offensichtlich genossen …

Jetzt aber hin zu meinen Freunden, den Klippschliefern. In Südafrika, auch in einer felsigen Gegend, haben wir die das erste Mal gesehen und gleich in unser Herz geschlossen. Erst fühlten wir uns von mehreren Tieren beobachtet, konnten die aber nicht identifizieren. Dann haben wir sie richtig gesehen, konnten aber erst nichts mit denen anfangen, bis wir in unserem Reiseführer ein Bild von ihnen gesehen haben.

Sie haben ungefähr die Größe von Kaninchen und sehen aus wie eine Kreuzung zwischen sehr großen Murmeltieren und Ratten. Tatsächlich gehören sie zu den "Vorhuftieren" und ihre engsten Verwandten sind damit Elefanten und Seekühe. Auf den Felsen sind mehrere Wächter postiert, die bei der Gelegenheit ein Sonnenbad nehmen. Auf dem Weg um die Felsen rum haben wir auch das Nest mit den jungen Klippschliefern entdeckt. Tolle Sache, aber winken wollte mir immer noch keiner … Naja, ich hatte auch nicht ernsthaft damit gerechnet. Am nächsten Morgen gehen wir vor der Abfahrt noch mal zu ihnen hin und verabschieden uns.

Jetzt ist aber Zeit für den geführten Spaziergang. Aus unserer Gruppe ist noch ein Paar mit jugendlichem Sohn dabei, ansonsten weitere Gäste der Lodge. Die Führerin erklärt Pflanzen und Gestein der Gegend und dann geht's den Felsen hoch. Für diejenigen, die auch mal dahin kommen sollten: Ich bin alles andere als trittsicher und ich hatte keine Probleme. Oben angekommen, hatten wir eine grandiose Weitsicht und Getränke von der Lodge gab's als Zugabe.

Dann kam der Sonnenuntergang und die Sicht war noch schöner. Ich hatte schon einiges von den Sonnenuntergängen in Namibia gehört, war von diesem aber überrascht. Wie von mehreren anderen, die noch kommen würden. So unwahrscheinlich es klingen mag: kein einziges der Bilder in diesem Bericht ist bearbeitet, auch keines mit Sonnenuntergang.


In der Nähe der Lodge befindet sich der Fish River Canyon, der zweitgrößte Canyon der Welt nach dem Grand Canyon. Im Gegensatz zu diesem ist der Fish River Canyon nicht ausschließlich ein Produkt der Erosion. Vielmehr ist der Hauptteil der Schlucht ein Erosions- und Einbruchstal. Der Fish River führt heute als längster Fluss des Landes nur periodisch Wasser.

Am Hauptaussichtspunkt entlässt uns der Bus und fährt ein Stück weiter vor zu einem weiteren Aussichtspunkt, bei dem es auch eine kleine Imbiss-Möglichkeit gibt. Wir sind natürlich die Letzten, die aufbrechen. Zwischen drin, bei einer weiteren schönen Aussicht, stelle ich in aller Ruhe mein Stativ mit der Filmkamera auf – und sehe direkt vor mir ein Kapstreifenhörnchen (dass das ein "Kapstreifenhörnchen" war, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht; ich wusste nur, dass es irgend ein Hörnchen war). Das sitzt auf seinem Hintern am Felsenrand und genießt die Aussicht. Dann bemerkt es mich, dreht sich um und guckt weiter Richtung Canyon. Hat nur noch gefehlt, dass es mir zuwinkt. In der Zwischenzeit ist meine Freundin angekommen. Sie fotografiert, ich filme. Wunderbare Aufnahmen. Das Tier lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, sucht nach etwas Essbarem und futtert das. In der Zwischenzeit meint ein kapitaler Skorpion, die Szenerie noch toppen und quer durchs Bild laufen zu müssen. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom Hörnchen (der Skorpion hat sich schon vorher vom Acker gemacht) und gehen Richtung Bus.


In der Gegend von Gharub kann man die Wildpferde der Namib beobachten. Hierbei handelt es sich aber nicht um echte "Afrikaner", sondern um Pferde, die vor über 100 Jahren ausgebüchst sind und seitdem ein Leben in Freiheit führen. Ihre Zahl beträgt heute zwischen 250 und 300 Stück. Um den Pferden das Leben einfacher zu machen (und um Touristen anzulocken), wurde hier eine Wassertränke eingerichtet.

Als wir an den Platz kommen, interessiert sich niemand für die Pferde, denn genau am Busparkplatz steht eine prächtige Oryx-Antilope. Nachdem alle ausgestiegen sind, lässt sich die Oryx nicht groß stören und zieht in aller Ruhe weiter Ihres Weges. Leider herrscht unter den Fotografen ein dermaßen Gedrängel, dass ich das zwar noch filmisch festhalten kann, aber leider kein gutes Foto von der Oryx vorzeigen kann.

Nichtsdestotrotz kommen einige Pferde an die Tränke. Die sind zwar etwas weiter weg, aber die Fotografen verteilen sich und haben keine Angst, nicht zum Schuss kommen zu können.


1488 tastete sich der Portugiese Bartholomeu Diaz an der südwestafrikanischen Küste entlang. Am heutigen Diaz Point errichtete er ein Steinkreuz, das er dem Heiligen Jacobus widmete.

Das heutige Kreuz ist eine Nachbildung des alten verwitterten Originals. Überragend ist das Denkmal nicht, aber neben dem Wind umweht einem hier zusätzlich der Mantel der Geschichte.


Die Stadt Lüderitz ist eine Gründung des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz, der 1883 umliegendes Gebiet für einen Spottpreis einem Hottentotten-Häuptling abkaufte. Robben- und Walfänger konnten mit Nahrungs- und Konsumgütern versorgt werden und über den Hafen konnten Güter wie Felle und Elfenbein aus dem Landesinneren exportiert werden. Nachdem die Engländer die Hafeneinfahrt blockierten, wandte sich Lüderitz an das Deutsche Reich und bat um Schutz, der ihm gewährt wurde. Das war dann der Beginn der deutschen Kolonie Südwestafrika.

Lüderitz ist nicht groß und auf dem Weg zum Hotel sind wir schon mit dem Bus durch die Stadt gefahren. Das Hotel lag direkt am Meer, war aber nicht weit weg vom Stadtzentrum, so dass wir vor dem Abendessen noch einen kleinen Stadtbummel machten. Und noch einen unerwarteten Sonnenuntergang erleben konnten.

Durch den Spaziergang waren wir die Letzten beim Essen, lagen aber noch im Zeitrahmen. Im Restaurant waren die Bilder von den letzten "Mitarbeitern des Monats" ausgehängt. An und für sich nichts Besonderes, aber die alttestamentlichen Vornamen wie "Abraham" oder "Moses" ließen uns doch schmunzeln.


Ganz in der Nähe von Lüderitz liegt die Kolmannskuppe. Hier wurden 1908 Diamanten entdeckt und im Jahr 1914 kamen 20% der Weltdiamantenproduktion aus diesem Gebiet. 1930 wurde der Diamantenabbau hier eingestellt und die Mine geschlossen. Einige Zeit später zogen auch die letzten Bewohner fort, und die Wanderdünen der Namib holten die Stadt ein.

Nach einer kurzen Erklärung konnten wir selbst die Geisterstadt erkunden. In der Aula stimmte eine namibianische Schulklasse, die gerade einen Ausflug hierher machte, ein paar Lieder an. Sehr schön.

Anbei noch zwei Bilder von einem Rastplatz, den wir unterwegs aufsuchten.


Nachdem wir vormittags noch schönes Wetter gehabt hatten, schüttete es auf der Weiterfahrt stundenlang wie aus Kübeln. Glücklicherweise hatten wir kein Besichtigungsprogramm mehr am Tag und waren froh, im Bus sitzen zu können. Pünktlich zur Ankunft auf der Gästefarm in der Nähe von Maltahöhe hörte es auf zu regnen.

Vor dem Abendessen wollten wir noch ein klein wenig das Gelände erkunden und sahen ein paar Leute von unserer Gruppe um einen Zaun rum stehen. Da gibt's bestimmt was zu sehen. Tatsächlich: Da waren zwei Geparden, die als Junge allein in der Wildnis aufgefunden wurden und hierher gebracht wurden. Und jetzt als Touristenattraktion dienen.

Wir dürfen sogar in das Gehege rein, das relativ lang ist, also auch Platz zum Rumrennen bietet. Die Geparden sind jetzt aber am Eingang des Geheges. Die Aufsicht sagt uns noch, dass wir keine schnelle Bewegungen machen sollen. Die Lage ist sehr entspannt, aber die Frau, die die Geparden aus ihrer Anfangszeit kennt, hat immer ein konzentriertes Auge auf die Tiere. Schließlich dürfen sie auch noch gestreichelt werden. Jetzt sind die Katzen-Liebhaber nicht mehr zu halten und die Geparden werden gestreichelt und geknuddelt bis zum Geht-nicht-mehr. Ein Wunder, dass das denen nicht zu viel wird.

Aber auch das hat ein Ende. Wir gehen zum Abendessen und sehen uns noch den Sonnenuntergang an.


Nächste Station ist das Sossusvlei. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, gehen wir ein paar Meter vor und trauen unseren Augen kaum – da liegt eine Schlange. Schnell das Stativ mit der Filmkamera aufgestellt, Kamera angemacht – und die liegt immer noch da. Mittlerweile haben auch die anderen Mitreisenden das Tier entdeckt und umzingelt. Die Schlange versucht sich erst davonzumachen und gräbt sich dann im Sand ein. Ein tolles Schauspiel! Ich hab' das schon im Fernsehen gesehen und war der Überzeugung, dass professionelle Tierfilmer eine Weile brauchen würden, um die Schlangen aufzuspüren und sie beim Eingraben zu filmen. Und jetzt das: direkt vor unserer Nase, ein paar Meter vom Busparkplatz entfernt.

Das Sossusvlei ist eine Lehmsenke, die von Dünen umschlossen wird, die zu den höchsten der Welt zählen (bis zu 300 Meter). Und kann die meistfotografierte Düne der Welt aufbieten mit Namen "Düne 45" (da 45 km vom Sossusvlei-Eingang entfernt). Die Düne ist zwar schön, das allein ist aber nicht der Grund, weshalb sie die meistfotografierte ist: Sie liegt gleich an der Straße.

Die meisten marschieren die Düne hoch; wir gucken, was es sonst noch zu sehen gibt und machen die eine oder andere Entdeckung.


Mit Geländewagen werden wir zum Death Vlei gefahren. Hier ist es noch etwas lebensfeindlicher, was auch die zahlreichen Baumskelette zum Ausdruck bringen. Die Geländewagen fahren zurück und holen uns in einer Stunde ab. Vier von uns wissen nicht, was sie hier sollen und fahren gleich wieder zurück. Der Rest weiss das auch nicht und geht schließlich die nahe liegende Düne hoch.

Für uns beide ist das jedoch eine attraktive Sache und so erkunden wir die Gegend. Auf Grund der vorangegangenen Regenfälle war an manchen Stellen der Untergrund zu lehmig, um darauf laufen zu können. Es gab aber noch genügend anderes zu erkunden. Sagte ich vorher was von "lebensfeindlich"? Von wegen – die Wüste lebt! Auf unserer Erkundungs-Tour trafen wir einen verängstigten Hasen, eine Schrecke, die wie Stroh aussah, andere Insekten, mehrere Vögel und Spuren von größeren Tieren. Schließlich bemerken wir, dass wir von einem kleinen Hügel aus beobachtet werden, können aber nicht sehen, von wem. Meine Freundin geht entschlossen den Hügel hoch und sieht zwei Schakale unter dem Baum liegen. Hätte ein schönes Foto gegeben, aber die Schakale erweisen sich als Spielverderber und ergreifen die Flucht. Dann ist die Stunde um und wir werden wieder zum Bus gebracht.

und schon wieder Fotos vom Rastplatz


Nächstes Ziel ist der Sesriem Canyon. Wir haben Gelegenheit, den Canyon bis zum Grund hinunterzusteigen. Meine Freundin und mehrere andere machen das auch; da mir das Ganze nicht geheuer ist und ich nicht trittsicher bin, bleibe ich lieber oben.


Nachmittags kommen wir schließlich in der Solitaire Lodge an. Die ist zwar nicht vergleichbar mit der Canon Lodge, hat aber eine markante Felswand vor der Nase. Auf dem Weg vom Haupthaus zu den Unterkünften sind mehrere Pflanzen mit Namensbezeichnungen. Begeistert bin ich vom "Wart-ein-bisschen-Strauch". So toll ist der jetzt auch wieder nicht, aber der hatte eine kleine Rolle im Film "Die Götter müssen verrückt sein". Damals dachte ich, das sei ein erfundener Name, aber den Strauch gibt es tatsächlich. Da steht er vor mir. Ich kann der Versuchung widerstehen, den anzufassen und wir gehen zur Unterkunft.

Zwischen Lodge und Felsenwand gibt es einen ausgeschilderten Rundwanderweg mit Erklärungen zu den jeweiligen Bäumen, sonstigen Pflanzen oder Webervögeln und sonstigen Tieren. Wir machen uns gleich auf den Weg und sind mal wieder die einzigen, die das tun (was ist das bloß für eine desinteressierte Truppe …). Hat sich auf jeden Fall gelohnt. Kaum sind wir wieder zurück, beginnt es auch schon wieder zu regnen …


Der nächste Canyon. Bis dorthin kommen wir am einen oder anderen Rivier vorbei. Riviere sind Flusstäler, die mal trocken, mal nass sind. Meistens sind sie trocken, jetzt, nach den vielen Regenfällen, fließt ordentlich Wasser.


Es geht weiter zu einer der ältesten Pflanzen: der Welwitschia, die nach dem österreichischen Biologen Friedrick Welwitsch benannt ist. Die älteren Exemplare sollen ca. 1.500 Jahre alt sein. Damit die Touristen den seltenen Pflanzen nicht zu nahe kommen, sind Steinkreise um sie herum aufgebaut.

Die Pflanze wächst extrem langsam und so ist es kaum möglich, sie zu verbreiten. Mal davon abgesehen, dass sie streng geschützt ist, würden wohl erst die nächsten Generationen merkbare Fortschritte im Wachstum feststellen. Unter anderem hat sich eine Käferart auf ein Leben mit der Welwitschia spezialisiert.

Die Welwitschia ist im Staatswappen Namibias verewigt und steht dort für den ständigen und erfolgreichen Kampf ums Überleben.


Weiter geht's in die "Mondlandschaft" in die sich der Swakop hinein gefressen hat. Der Name sagt, wie es dort aussieht.


Der Eingangsbereich unseres Hotels in Swakopmund war früher der Bahnhof und ist eine schöne Sache. Wir haben noch Zeit und laufen erst einmal in Swakopmund rum und stellen fest, dass es hier sehr deutsch zugeht. So ziemlich alles ist in deutscher Sprache, manches zusätzlich auf Englisch oder Afrikaans. Morgen nachmittag haben wir Freizeit und da können wir uns den Rest ansehen. Jetzt geht's erst mal ins "Swakopmunder Brauhaus" zum Abendessen.


Walvis Bay ist der einzige Großhafen an der Küste Namibias. Bis 1994 gehörte er zur Republik Südafrika und wurde dann Namibia zum "Geschenk" gemacht. Ich glaube allerdings nicht, dass das mit reiner Güte zu tun hatte, sondern damit, dass sich Südafrika die Kosten sparen wollte, zumal sich in der Zeit ja auch die geopolitischen Umstände geändert hatten.

Der hohe Stickstoffgehalt des Benguela-Stroms unterstützt den Plankton-Reichtum der Gewässer. Deshalb gibt es hier viele Planktonfresser, und solche, die die Planktonfresser fressen. Also reichlich Fische (angeblich fischen aber durch langfristige Verträge die Russen den Namibiern einen Großteil der Fische weg) und Guano, der als Dünger exportiert wird. Früher wurden von hier aus Robben und Wale gejagt.

Heute jagen die Fotografen nach geeigneten Motiven. Wir machen eine Bootstour rund um Walvis Bay und es gibt Austern und Sekt. Wir als Vegetarier essen keine Austern und so kann ich mir von den Fleischfressern anhören, dass man "das" doch essen könne. Sind Austern jetzt Tiere oder Pflanzen? Wir werden wieder ungläubig angesehen … Wir haben schon viele Gruppenreisen gemacht und mussten uns oft zur vegetarischen Ernährung äußern. Aus gesundheitlichen Gründen – ja, vielleicht. Aber aus ethischen Gründen auf Fleisch zu verzichten? Dass es so was gibt …

Nun gut. Lange dauert es nicht, und ein Fischfresser kommt an Bord. Bei den Robben hat es sich rumgesprochen, dass es lecker Fisch auf den Booten gibt. Und da die Robben zur Unterhaltung der Touristen beitragen, sind sie dort gern gesehene Gäste, für die immer ein Fischvorrat angelegt ist.


Nachmittag und Abend sind frei. Die Familie bucht einen Flug über die Namib und ist hinterher begeistert. Der Rest vebringt den Tag am Hotel-Pool oder schlägt sonstwie die Zeit tot. Wir wollen abends ein Picknick am Strand verbringen und uns vorher in der Stadt rum treiben.

Irgend wann kommen wir zum Marinedenkmal, das an die Teilnehmer des Marine-Expeditionskorps erinnert, die während der Herero-Aufstände 1904/07 ihr Leben ließen. Wir wundern uns über die Kränze, die davor liegen und schauen uns an, von wem die kommen: vom "Volkstanzkreis Windhuk", der "Kameradschaft Deutscher Soldaten", dem "Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen" sowie der Bürgermeisterin von Swakopmund. Auf YouTube habe ich ein Video über so eine Gedenkfeier gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=T5TVbzrL-70

Die Qualität der Aufnahmen ist nicht sehr gut, aber es hat was für sich …

Weiter geht's zum Museum. Unser Reiseführer sagt, dass man den Museumsbesuch "keineswegs versäumen" darf. Wer sich für Namibia interessiert, wird da schon seine Freude dran haben, aber so herausragend ist es jetzt auch wieder nicht. Immerhin gibt es eine Nachbildung der "Weissen Dame" zu sehen, einer Felsmalerei am Brandberg.

Wir kaufen noch unsere Sachen für's Picknick, gehen zum Strand und suchen uns ein schönes Plätzchen aus.

Picknick war eine sehr schöne Sache und wir genießen weiterhin den Platz am Strand. Mehr und mehr kommt der Sonnenuntergang und von Minute zu Minute ändern sich Farben und Formen des Gewölks. Wir können unser Glück kaum fassen und filmen und fotografieren wie die Irren. Es tut mir weh, die Bilder auszusortieren und deshalb habe ich recht viele Bilder vom Swakopmunder Sonnenuntergang rein gestellt. Wer sie nicht mag, kann die ja schnell überspringen.


Durch die Regenfälle der letzten Zeit und dem entsprechenden Zustand der Straßen ist der Besuch von Twyfelfontein buchstäblich ins Wasser gefallen. Das wäre eine schöne Sache gewesen, zumal hier der reichste Fundort von Felsgravuren in Namibia ist. Die ca. 2.000 Gravuren (zumeist Darstellungen von Tieren) haben ein Alter von 500 bis 10.000 Jahren, wobei die meisten ca. 2.500 Jahre alt sind.

Nichts zu machen. Entsprechend wird der Tag gestreckt: spätes Weiterfahren, ausgedehnte Mittagspause in der Stadt Otjiwarongo (sprich: im dortigen, allerdings riesigen Supermarkt – viel mehr ist in der Stadt nicht zu sehen) und ausgedehnte Pause in einer Bäckerei mit Garten in Outjo. Die Bäckerei war eine schöne Sache und da Outjo verkehrstechnisch günstig liegt, haben wir sie die nächsten Tage noch 2 oder 3 mal angefahren.

Zwischen Straße und Bäckerei ist ein kleiner Vorgarten. Beim Rückweg zum Bus trauen wir unseren Augen kaum: Stapft doch da in aller Seelenruhe ein Chamäelon durch das Grün um letztendlich einen Baum hochzuklettern. Lässt sich durch uns nicht stören und passt tatsächlich recht schnell seine Farbe dem Hintergrund an. Da ich nicht damit gerechnet hatte, zwischen Bus und Bäckerei etwas Sehenswertes zum Filmen zu sehen, lag die Videokamera leider im Bus. Zumindest haben wir es fotografisch festgehalten.


Schließlich kommen wir zu unserer Lodge in der Nähe von Khorixas. Große Spaziergänge kann man da nicht unternehmen. Dafür haben die einen kleinen "Zoo" mit Straußen und Antilopen, die relativ viel Platz haben. Und mehrere Pfaue laufen unbehelligt auf dem ganzen Gelände herum.

Und es gibt mal wieder einen schönen Sonnenuntergang zu sehen.

Am nächsten Morgen begrüßt uns eine weisse Pfauenmutter mit ihren Küken. Überraschenderweise treibt sich auch ein übermütiger Springbock auf dem Gelände herum, der meint, seine Kräfte mit mir messen zu müssen. Komm Du nur her! Nachdem sich allerdings erweist, dass der in Kopf und Hörnern eine größere Kraft hat als erwartet, ziehe ich es vor, mich in Sicherheit zu bringen und mich über sein nächstes Opfer zu freuen …


Die Fingerklippe ist ein markanter, 35 m hoher Felsen aus verbackenem Sedimentgestein, bei dem wir einen hurzen Fotostopp einlegen.

Ein großes Problem in Namibia sind die Zäune, die einzelne Farmgebiete umgeben. Es sind nicht nur die Tiere, die wir "dauernd" vom Bus aus gesehen haben, die wandern (Oryx, Springböcke, Strauße), sondern auch noch andere. Gerade in der Gegend, in der wir jetzt fuhren, waren mehrere Zäune und wir haben eine Antilope gesehen, die verzweifelt versucht hat, durch den Zaun zu kommen (ich weiss nicht mehr, was das war, wahrscheinlich eine Impala). Der Busfahrer hat sich einen Spass daraus gemacht, das flüchtende Tier mit der gleichen Fahrgeschwindigkeit immer nervöser zu machen (so dass wir auf gleicher Höhe mit ihm waren), bis es sich schließlich im Zaun verfangen hat. Ich "liebe" solche Machos …

Als Nächstes halten wir in der Nähe von einer Gruppe Gabelböcke an. Laut Reiseleiter sind die "so dumm, dass du die mit dem Schlappen erschlagen kannst". Das kann ich jetzt nicht beurteilen; zumindest rennen die nicht gleich weg. Malerische Termitenhaufen sind auch in der Nähe und Springböcke gesellen sich auch noch dazu. Einige zeigen sogar ihr charakteristisches Springen. Toll, denen dabei zusehen zu können (ich hab' das zwar grad noch so im Hintergrund auf Film bannen können, fotografisch kann ich das aber leider nicht anbieten).


Bereits 1907 wurde ¼ Namibias zum Naturschutzgebiet erklärt (nachdem bis dahin die meisten Wildbestände abgeknallt waren), darunter auch die Etoshapfanne. Das Gebiet ist zwar auf einen Bruchteil der damaligen Größe geschrumpft, aber immerhin weist der Etosha-Nationalpark heute eine Größe von ca. 22.000 Quadratkilometern auf.

Nachmittags schon kurven wir mit dem Bus im Park rum und sehen das ein oder andere Getier. Allgemeine Enttäuschung, dass wir noch keine Elefanten gesehen haben. Unser Reiseleiter zweifelt daran, dass wir welche zu sehen kriegen, da zwischen deren Hauptgebiet und da, wo wir rumkurven, teilweise lehmiger Untergrund ist. Und da gehen die nicht gern drüber.

Unsere Gästefarm, die einige Kilometer vom Park entfernt ist, bietet ganztägige Fahrten im Geländewagen an. Aber hallo! Damit hatten wir auch gerechnet und natürlich sind wir da dabei. Mit uns fährt am nächsten Tag die Familie und ein weiteres Paar; der Rest fährt im Bus durch den Park.

Über die Erlebnisse während der Fahrt brauche ich nicht groß zu schreiben – die Bilder dürften für sich sprechen. Für Pausen fuhren wir ins nächste Camp und schauten uns das Wasserloch zur Tierbeobachtung an. Da waren sogar Tribünen aufgestellt. Aber es war nichts los. Die Viecher hatten durch die Regenfälle jetzt andere Möglichkeiten, um an Wasser zu kommen.

Zu den Zeiten, als ein Mann noch ein Mann war und das zeigen konnte, indem er wehrhaftes Wild zu seinem Vergnügen erledigte, wurde der Begriff der "Big Five" geboren. Dazu zählen Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn, Büffel. Dieser Begriff der "Großen Fünf" geistert heute noch in den Touristen-Köpfen herum. Die müssen sie gesehen haben. In Namibia haben wir keines dieser Tiere gesehen. Das war aber auch nicht schlimm – außer dem Leoparden hatten wir die in Südafrika gesehen und man kann auch Freude an den kleineren Tieren haben. Oryx, Klippschliefer, Streifenhörnchen, Chamäleon, ja, sogar Eidechsen, Schlange und Webervögel haben uns eine größere Freude bereitet, als es die großen Tiere hätten tun können.

Zufrieden zurückgekehrt wurden wir erst mal bedauert wg. des Regens. Was für Regen? Gut, während der Rückfahrt gab es ordentlich Regen, aber da war das Tagwerk schon getan. Anscheinend hat's hier den halben Tag über geregnet. Die Bustruppe ist auch schon da. Die haben auch vom Regen abgekriegt. Und – wie war's? Wööö – den ganzen Tag Viecher ansehen … - mit denen kann man wirklich nicht viel anfangen.


Am nächsten Tag besichtigen wir eine Krokodilfarm in Otjiwarongo. Da gibt's nicht viel zu sagen, ausser, dass lustigerweise die Vögel in den Bäumen die am Boden liegenden Krokodile vollscheissen und denen das anscheinend nichts ausmacht.

auch Krokodile müssen mal ...


Um die Mittagszeit kommen wir schon in Omaruru an und wissen nicht so recht, was wir tun sollen. Es hätte noch die Möglichkeit bestanden, eine private Farm mit Wildtieren zu besuchen. Da wären wir die einzigen gewesen, die das wollten – aber schließlich hat man jetzt schon genug Viecher gesehen … Wg. uns beiden fährt der Bus nicht dahin. Also gehen wir in den Ort (Stadt wäre übertrieben), kaufen im Supermarkt ein und gehen zu unserer Unterkunft am Rande des Ortes zurück. Da ist jetzt tatsächlich nichts mehr Interessantes, was man erkunden könnte. Langweilig wir uns trotzdem nicht. Schließlich gibt es genügend Rede- und Lesestoff.

Beim Abendessen im Innenhof kommt dann wieder ein gewaltiger Sonnenuntergang auf uns hernieder. Meinen Fotoapparat habe ich praktischerweise immer in der Hosentasche; die anderen hechten aufs Zimmer und holen ihren Fotoapparat. Hat sich aber gelohnt.

Am nächsten Morgen statten wir der Wurzel-Schnitzerei Tikoloshi einen Besuch ab. Schnitzer bearbeiten das Wurzelholz des Mopane-Baumes und lassen sich von dessen Wurzelwerk zu den abenteuerlichsten Figuren inspirieren. Ich bin normalerweise kein Freund von Verkaufsveranstaltungen, aber die hat mir gefallen und wir haben zwei kleine Figuren gekauft, an denen wir heute noch unsere Freude haben.


Für die Herero ist Okahandja ein Stammeszentrum. Hier findet man deshalb auch die Gräber der früheren Herero-Führer. Zum Gedenken an die verstorbenen Herero-Häuptlinge und an die verheerende Schlacht am Waterberg findet hier auch noch heute jedes Jahr im August ein großes Herero-Treffen statt.

In Okahandja lag auch die Missionsstation von meinem neuen Freund Heinrich Vedder (siehe Lese-Tipp).

Von all dem kein Wort unseres Reiseleiters. Wahrscheinlich hätte das die meisten der Gruppe auch gar nicht interessiert. Das sind diese Sachen: Wenn man mal ein hohes Niveau von Reiseleiter gewohnt ist und nicht nur gute, sondern auch überragende davon gehabt hat, dann ärgert man sich Jahre später noch drüber. Nichtsdestotrotz: Die Reise war deutlich günstiger vom Preis her und wenn wir eine billigere Reise machen, dann eher nach Namibia als in ein Land, das mehr erklärungsbedürftig ist.


In Windhoek gehen wir erst in Richtung Parlament, das aber wenig spektakulär ist. Seit 2002 stehen vor dem Eingang 3 Statuen, die das neue Namibia symbolisieren: der Herero-Führer Hosea Kutako, der Nama-Häuptling Hendrik Witbooi und der Ovambo-Priester und SWAPO-Gründungsmitglied Theophilus Hamutumbangela.

Zum besseren Verständnis der namibianischen Politik, auch, weil man diese Geschichte sonst kaum in Erfahrung bringt, möchte ich zu den 3 Denkmälern Markus Töpler (www.toepler.de) zitieren:

30 Jahre nach seinem Tod steht Husae Kutako noch einmal im öffentlichen Interesse, wie zu Lebzeiten. 1997 spendete die Norwegische Botschaft 172.000 N$ (etwa 55.000 DM) um dem "old man" ein Denkmal zu setzen. Und so wurde das erste Denkmal in Namibia, das einen Schwarzen ehrt, gesetzt. Direkt vor das Regierungsgebäude, den Tintenpalast, im Government Garden. Aber aus der SWAPO, der alleinregierenden Partei, wurden Stimmen laut die Statue zum Flughafen zu verlagern, der ebenfalls nach Husea Kutako benannt wurde.

Die Herero sahen dies als verachtende Geste der SWAPO, die zumeist mit Owambos besetzt ist. Die Herero befürchteten, daß die Verlegung der Statue die politische Prominenz der Herero in Namibia schwächen würde. Der Chef der DCN Partei (Democratic Coalition of Namibia) Moses Katjuioungua, ein Herero, sagte: "...Wenn irgendein politischer Hannswurst der SWAPO im Parlament daran denkt, die Verlegung des Old man von Parlamentsgelände zum Flughafen (…) in Gang zu setzen, sucht er nach Ärger, massivem Widerstand oder sogar nach einem Bürgerkrieg."

Die SWAPO, die in ihrem Garten keinen Herero beheimaten wollte packte daraufhin die Statue in eine dicke, schwarze Plastikfolie.

Unter dieser Plastikfolie sitzt Husea Kotako weiter vor dem Tintenpalast. In diesem Land, in dem vor zehn Jahren die Schwarzen an die Macht kamen, sind es die Schwarzen, die verhindern, dass es eine Statue in Namibia gibt, die einen Schwarzen Führer ehrt. In einem Afrika, in dem Schwarze nicht Seite an Seite für die gleiche Sache kämpfen, ist der Schwarze eben nicht einfach Schwarz, sondern Herero, Owambo oder eben ein Stammesmitglied eines anderen Stammes.

Nachtrag vom 11.12.2001: Kein Ärger, kein massiver Widerstand, kein Bürgerkrieg aber ein gelöstes Problem: Am 10.12.2001 enthüllte Präsident Sam Nujoma die Statue von Husea Kutako im Government Garden. Direkt neben Kutako enthüllte Nujoma die Statuen von Hendrik Witbooi und Theophelus Hamutumbangela. Hamutumbangela ist Owambo, Witbooi gehört zum Stamme der Nama. Und Namibia ehrt seine Helden.

Wir gehen zur Christuskirche und zum Reiterdenkmal. Während vor dem Parlament ein Führer des Herero-Aufstands geehrt wird, wird hier an diejenigen erinnert, die diese Herero bekämpft haben. Konsequent ist das wirklich nicht. Mittlerweile sind sogar 90% der schwarzen Bevölkerung dafür, dass das Reiterdenkmal erhalten bleibt.

Der Tag klingt schließlich aus und wir gehen "Zum Wirt".

Der nächste Tag (Samstag) steht uns in Windhoek zur Verfügung. Zuerst ärgern wir uns, dass wir relativ früh zum Flughafen müssen und dort ein paar Stunden warten können. Der Bus muss für die nächste Tour gereinigt werden und das geht halt nur bis zu einer gewissen Zeit.

Nichtsdestotrotz ist Windhoek sehr überschaubar. Die Sehenswürdigkeiten sind gleich erledigt, im CD-Laden Musik für den Film gekauft und sonstwie rum gebummelt und Geschäfte angeschaut, was gegessen und getrunken … und dann passiert das Unfassbare – die Gehsteige werden hochgeklappt. Ich weiss nicht mehr, ob das jetzt 13.00 Uhr oder 14.00 Uhr war – sämtliche Geschäfte schließen. Nicht schlimm, wir wollen ja eh nichts kaufen. Die bringen es auch noch fertig, die öffentlichen Toiletten zu schließen. Nun gut, wir wollten ja eh noch in die Kneipe. Aber selbst die haben jetzt geschlossen. Jetzt werden wir nervös und schauen noch mal in ein großes Einkaufszentrum rein. Dort sind die Putzfrauen mit ihrer Arbeit noch nicht fertig, halten ein Schwätzchen und lassen uns aufs Klo.

Puuh, das wär' mal erledigt. Da denkst du, du bist in Afrika und hier geht's schlimmer zu als in der schwäbischen Kehrwoche! Es ist gar nix los, keine Menschen auf den Straßen. Gesehen haben wir alles und wir setzen uns irgendwo hin und warten, bis uns der Bus abholt und zum Flughafen bringt. Jetzt sind wir doch froh, dass der Bus so früh fährt. Jetzt müssen wir zwar ein paar Stunden im Flughafen verbringen, aber da kann man wenigstens etwas tun.


Das war jetzt eine schöne Reise. Wir hatten unwahrscheinliches Glück mit dem Streifenhörnchen am Fish River Canyon, der Schlange am Sossusvlei und dem Chamäleon in Outjo. Ansonsten sehr schöne Erlebnisse mit Tieren und Landschaften.

Das war keine Tierbeobachtungs-Reise, keine Sonnenuntergangs-Reise oder sonstwie was Spezielles, sondern eine völlig banale 13-tägige Busreise und das auch noch im unteren Preissegment. Auch hier kommt's drauf an, was man draus macht, ob man noch neugierig auf die Welt ist. Unsere Aktivitäten außerhalb des offiziellen Programms waren nun wirklich nichts Besonderes, aber im Gegensatz zu den meisten Mitreisenden haben wir überhaupt etwas gemacht. Ich glaube nicht, dass auch nur einer eine einzige Eidechse fotografiert oder wahr genommen hat oder geguckt hat, was die Klippschliefer so treiben. Ist ja auch in Ordnung. Jeder hat seine eigenen Interessen. Aber auch auf Gruppenreisen hat jeder die Möglichkeit, seine Freiräume zu nutzen und das Ganze etwas "aufzupeppen".

Auf Grund des preisgünstigen Angebots hatte ich organisatorisch keine hohen Erwartungen. Umso überraschter war ich über die Unterkünfte: In den Städten hatten wir sehr gute Hotels, auf dem Land ging's teilweise etwas einfach zu. Das war dann aber auch nicht schlimm, zumal es meistens etwas Besonderes gab. Entweder landschaftlich oder mit Tieren (z.B. die Geparden).

Die ersten paar Tage teilte ein Veranstalter der gehobenen Kategorie mit uns die gleichen Unterkünfte. Das lief bei dem unter "PreisWert"-Reisen (also erhöhte Teilnehmerzahl und einfachere Unterkünfte). Nachdem einmal die Busse nebeneinander standen, haben wir die miteinander verglichen: bei dem anderen Bus waren die Sitzabstände größer, die Fenster größer und auch ansonsten machte der Bus einen moderneren Eindruck. Bei der einen Gästefarm bekamen die Gäste auch ein anderes Essen als wir.

Organisatorisch waren jeweils ein halber Tag in Omaruru und Windhoek für die Katz. Das wäre bei einem höherpreisigen Anbieter bestimmt nicht passiert.

Die Qualität der Reiseleitung ist auch eine andere. Im Okahandja-Kapitel hatte ich schon etwas dazu geschrieben. Unser Reiseleiter war hauptberuflich Farmer und betrieb die Reiseleitung als Nebenerwerb. Am ersten Tag hatten wir schon gedacht, das sei ein Rassist, weil er über die Landverteilung und die Schwarzen schimpfte. Unsere Meinung über ihn hat sich dann aber im Laufe der Zeit schon gebessert. Mit der Ausnahme, dass er die Ladenöffnungszeiten in Windhoek hätte erwähnen können, war er von der Organisation her recht gut. Tiefer gehende Informationen hat er so gut wie keine gebracht; dafür war es interessant, aus erster Hand die Ansichten eines namibianischen Farmers zu erfahren.

Auf jeden Fall hat er gut zu den Mitreisenden gepasst, die kaum Interesse an Land und Leuten zeigten. Muss ja auch nicht sein. Jeder nach seinem Geschmack. Probleme hatten wir mit keinem und so war das auch in Ordnung.

Ich wollte jetzt keinen Essig in den Wein schütten. Es war eine tolle Reise und selbst bei einer organisierten Gruppenreise im unteren Preissegment kann man noch wunderbare Erlebnisse haben.


Zur Geschichte Namibias ein kurzer Abriss von Markus Töpler (unter www.toepler.de). Viel kürzer hätte ich das auch nicht hingekriegt:

"Reste bemalter Steinplatten im Süden Namibias weisen darauf hin, dass es hier bereits zwischen 27.000 und 25.000 vor Christus die ersten Siedler gab. Diese Zeit ist natürlich sonst schlecht dokumentiert, weil erst viele hundert Generationen später, nachdem Nomaden durch Namibia gezogen sind und sich die Nama in Namibia angesiedelt haben, die ersten schreibwütigen Europäer nach Namibia kamen.

Der portugiesische Seefahrer Diego Cao (eigentlich mit einer Welle über dem "a", aber das lassen wir heute mal weg) betrat am Cape Cross 1486 als erster Europäer das Land. Heute ist an diesem Cape Cross eine Seehundkolonie und wenn die damals schon dagewesen wäre, wäre Cao sicher nicht dort gelandet. Die stinken nämlich zum Himmel und können ganz schön aggressiv sein.

Bis die Deutschen (genauer der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz) kamen, dauerte es noch bis 1883. Dann waren sie aber ziemlich schnell, denn bereits ein Jahr später wird auf der Berliner Konferenz zur kolonialen Aufteilung Afrikas Südwestafrika zum Deutschen Schutzgebiet erklärt.

Nicht sehr ruhmreich war der Auftritt der Deutschen als Kolonialmacht in Südwestafrika. Das können wir jetzt gut sagen, wir können aber nicht wissen, ob wir, wären wir damals dabei gewesen anders gehandelt hätten.

Es kam zu verschiedenen Aufständen der Afrikanischen Stämme, die alle blutig niedergeschlagen wurden. Beim Aufstand der Herero ab 1904 starben etwa 60.000 der 80.000 Hereros. Die Überlebenden wurden in Reservate eingewiesen und zur Zwangsarbeit verpflichtet.

1908 wurden bei Lüderitz die ersten Diamanten gefunden, was dieses Land so attraktiv machte, dass die Streitkräfte Südafrikas schon 1915 die Deutschen aus diesem Land vertrieben hatten.

Südafrika erhält dann auch 1921 das Mandat vom Völkerbund für Südwestafrika und als dies 1945 von der UNO erneuert wird, erhebt Südafrika Anspruch auf das Land.

Nach einigen Jahren des friedlichen Widerstandes gründet sich 1960 die SWAPO, die von Angola aus ab 1966 militärisch gegen die "Besatzer" vorgeht. Schließlich wird die SWAPO von der UNO als "authentische Repräsentation des namibischen Volkes" anerkannt. Die Südafrikaner bleiben jedoch im Land und der Kampf geht erst mal militärisch weiter.

Bereits 1979 wird die Aufhebung der Rassentrennung per Gesetz erklärt. 1988 wird dann ein Waffenstillstand ausgehandelt und es kommt zu ersten Verhandlungen über die Unabhängigkeit.

Die ersten freien Wahlen finden 1989 statt und 1990 wird das Land unter dem Namen Namibia unabhängig. Reconcilation (Versöhnung zwischen Unterdrückern und Unterdrückten) wird zum Programm.

1995 sichert sich die SWAPO bei den Wahlen die Einparteienherrschaft."


Anbei noch die drängendsten Probleme Namibias.

Laut UNICEF ist Namibia eines der fünf am schlimmsten von der AIDS-Epidemie betroffenen Länder der Welt. Jeder 5. Einwohner zwischen 15 und 49 Jahren ist HIV-infiziert. AIDS ist die inzwischen häufigste Todesursache in Namibia.

Trotz gegenteiliger Erwartungen haben keine umfangreichen Enteignungen weissen Besitzes durch die schwarze Regierung stattgefunden. Vor allem radikale schwarze Gewerkschaften drängen darauf, dass da endlich etwas getan wird. Man darf gespannt sein, was sich da noch tun wird und ob es möglich ist, eine zumindest weitgehend akzeptierte Lösung zu erreichen.

Namibia ist ein Vielvölkerstaat. Die SWAPO erreicht bei Parlamentswahlen entweder die absolute Mehrheit oder gar die 2/3-Mehrheit. Da die SWAPO in erster Linie die Ovambo und Kavango vertritt, befürchten die übrigen Völker nicht ganz zu Unrecht, dass sie benachteiligt werden. Auch da wird die Zukunft zeigen, was noch kommt.


Wer tapfer bis hierher ausgehalten hat, darf sich jetzt noch die inoffizielle Hymne des Landes (zumindest die der verbliebenen Deutschen), das "Südwester-Lied" anhören.

Diejenigen, die schon in Namibia waren, werden es kennen. Die Version wird gesungen von Gé Korsten. Viel Spass dabei!

http://www.youtube.com/watch?v=kutzy4efujo